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Bekannte Kleinwuchsformen


Kleinwuchs tritt in über 600 verschiedenen Erscheinungsformen auf, von denen einige hier beschrieben werden. 
Weiterführende Informationen bzw. fachärztliche Stellungnahmen über die unterschiedlichsten Kleinwuchsformen werden für Mitglieder im Mitgliederbereich (Button LOGIN) bereitgestellt.

Achondroplasie

Ist die prozentual weit verbreiteste Form des Kleinwuchses. Früher galt die Bezeichnung: Chondrodystrophie (chondros = Knorpel, dystroph = fehlernährt). Personen mit einer Achondroplasie haben einen relativ großen Kopf, eine vor gewölbte Stirn und eine eingezogene Nasenwurzel. Der Rumpf ist normal oder fast normal groß, aber die Arme und Beine sind verkürzt und leicht gekrümmt. So ergibt sich das Bild einer unproportionierten Körperfigur. 

Hypochondroplasie

Bei der Hypochondroplasie ist der Kopf der betroffenen Person normal proportioniert. Im übrigen liegen die gleichen Merkmale vor, wie bei der Achondroplasie. Im Durchschnitt werden Körpergrößen zwischen 110 cm und 140 cm erreicht. Die Störung, die zu diesen Minderwuchsformen führt, ist in den Knorpelzellen zu suchen. Im Kindesalter stellen die an den Knochenenden (Armen und Beinen) liegenden Knorpelzellen durch Teilung Knorpelsubstanz her, die anschließend verknöchert, mit dem Ergebnis, dass der Knochen gewachsen ist. Bei der Achondro- und der Hypochondroplasie teilen sich die Knorpelzellen ungenügend und zu langsam und die Knochen und Extremitäten bleiben verkürzt. Die Ursachen der Störung waren vor kurzem noch unbekannt (im Jahre 1994 wurde in den USA im 4. Gen die Ursache für Achondroplasie entdeckt!), eine Behandlung ist nicht möglich. 

Osteogenesis Imperfecta

(osteo = Knochen, genesis = Entstehung, imperfecta = unvollständig) 

Der Name leitet sich ab vom griechischen “Osteo” (Knochen) und “Genese” (Entstehung) sowie vom lateinischen “imperfecta” (unvollkommen). Osteogenesis Imperfecta (OI) ist eine seltene genetische Störung, bei der Knochen oft bei geringen Anlässen oder auch grundlos sehr leicht brechen – ähnlich leicht wie Glas, weshalb OI auch als “Glasknochenkrankheit” bezeichnet wird. Es gibt derzeit sieben bekannte Formen von OI, wobei die Schwere der Erscheinungsformen individuell stark unterschiedlich ist. So kann beispielsweise eine Person nur wenige Knochenbrüche, eine andere Person hingegen hunderte von Knochenbrüchen im Laufe ihres Lebens erleiden.

Auch die optische Erscheinung der Knochen am Röntgenbild passt zu der Bezeichnung “Glasknochenkrankheit”: Bei OI ist sehr wenig schattengebende Substanz in den Knochen eingelagert, wodurch sich die Strahlentransparenz erhöht. Die Knochen erscheinen am Röntgenbild oft milchglasartig und dünn.

OI wird durch einen genetischen Defekt hervorgerufen, bei der die Produktion von Kollagen Typ 1 im Körper fehlerhaft ist. Dieses Kollagen ist das wichtigste Protein zum Aufbau des Bindegewebes im Körper und kann mit einem Gerüst verglichen werden, um das herum man ein Gebäude errichtet. Bei OI produziert der Betroffene entweder weniger Kollagen als normal oder Kollagen von minderwertiger Qualität – was dazu führt, dass die Knochen spröde sind und leicht brechen.

Bei geringsten Verletzungen treten besonders im Kindes- und Jugendalter zahlreiche Knochenbrüche, vor allem der Beine, auf. Man spricht von der Glasknochenkrankheit. Die Knochenbrüchigkeit lässt mit Ende der Pubertät nach. Vielfach liegt auch eine Wirbelsäulenverbiegung vor, so dass sich der Minderwuchs durch die Verkürzung der Beine und des Rumpfes ergibt. 

Konstitutioneller Kleinwuchs

Es handelt sich um einen Minderwuchs, der keine krankhaften Ursachen hat im Sinne von Ausfall, mangel- oder fehlerhaftem Arbeiten von Körperfunktionen. Die betreffenden Personen haben eben eine relativ geringe Körpergröße, die aber mit 150 – 160 cm noch an der unteren Grenze der Norm liegt. Bei manchen seelisch und körperlich vernachlässigten Kindern (Mangel an Geborgenheit, Unter- und Fehlernährung) lässt sich ein Kleinwuchs beobachten, der sich teilweise in der Pubertät wieder ausgleicht. 

Hormonaler Kleinwuchs

Es handelt sich um einen Minderwuchs, der darauf beruht, dass verschiedene Hormone isoliert oder gemeinsam mit anderen ausfallen und im Wachstumsprozeß nicht wirksam werden können, z.B. Hormone der Hypophyse, der Schilddrüse, der Nebennierenrinde. Die ausgewogene Relation zwischen Extremitäten und Rumpf ergibt ein Erscheinungsbild, das vom Aussehen her leicht zur Verwechslung mit Kindern führen kann.

Hypophysärer Kleinwuchs

  1. hervorgerufen durch isolierten Mangel an Wachstumshormonen der Hypophyse 
  2. hervorgerufen durch Mangel an Wachstumshormon der Hypophyse und Mangel an Schilddrüsenhormonen.
  3. Kongenitale Nebennierenrindenhyperplasie oder adrenogenitales Syndrom (AGS) Kongenital, d.h. die Geschlechtsreifung betreffend, die verfrüht einsetzt und damit das weitere Körperwachstum verhindert. Dies ist zurückzuführen auf eine Überfunktion (d.h. Hyperplasie) der Hypophyse, die im Übermaß die Nebennierenrinde dazu anregt, Sexualhormone auszuschütten. Diese Überproduktion an Sexualhormonen wird nicht gebremst, weil ein bestimmtes Ferment, das diese Funktion sonst ausübt, in der Nebennierenrinde fehlt.

Hypothyreose

Unterfunktion der Schilddrüse, (hypo = unter, Thyroxin = Schilddrüsenhormon). Diese Mangelerscheinung führt auch zu einer Intelligenzminderung, was bei den anderen Kleinwuchsformen im allgemeinen nicht der Fall ist. Für Kinder mit hormonbedingten Wachstumsstörungen gibt es in bestimmten Fällen, die der Facharzt klären muss, begrenzte Behandlungsmöglichkeiten.

Dysostosen

Es handelt sich um Fehlentwicklungen (dys = abweichend von der Norm) des Knochengewebes (os = Knochen), die zu Kleinwuchs führen.

Chromosomen-Erkrankungen

Es handelt sich bei Turner-Syndrom (Syndrom = eine Reihe gemeinsam erscheinender Krankheitsmerkmale) um eine Erkrankung von Mädchen, denen ein X-Chromosom fehlt, (Chromosomen sind die Träger von Erbanlagen in der Körperzelle). Neben anderen Störungen bleiben sie in ihrem Wachstum zurück. Sie erreichen eine Körpergröße von 130 cm – 150 cm. 

Renaler Kleinwuchs

(renal = die Nieren betreffend) Es handelt sich um eine Erkrankung der Niere, die auf Vitamin D nicht anspricht und zuviel Phosphor ausscheidet, der zum Aufbau der Knochen gebraucht wird. Die Knochen der Beine verbiegen sich (O-Beine) und auf diese Weise entsteht Minderwuchs, der bei frühzeitiger Erkennung und Behandlung der Krankheit vermieden werden kann.

Stoffwechselerkrankungen

Schwere Verdauungsstörungen, Zuckerkrankheit, schwere Herzfehler, fehlerhafter Abbau von Eiweißstoffen, fehlerhafter Fettstoffwechsel.



Weitere Informationen in der Rubrik "Über Kleinwuchs"